Beobachten oder nicht beobachten, dass ist hier die Frage...

Shownotes

Wow…was für eine tolle Ressonanz auf die Folge mit Franziska. Danke dafür. Heute geht es u.a. auch um die AfD, aber auch um den Verfassungsschutz seine Präsidenten, die freiheitlich demokratische Grundordung und die Frage wieviele rote Linien eine Partei überschreiten muss, um als Gesamtorganisation beobachtet zu werden.

Intro: Joscha

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Monitor vom 06.09.2018

Kommentare (4)

Harald

Hallo Jenny, vielen Dank für Deinen informativen Podcast von dem mit jetzt noch der Kopf raucht. Ich finde es toll dass es mir Deinem Podcast eine Stimme aus dem Osten gibt die hilft die Dinge entfernt von Klischees und Vorurteilen einzuordnen. Auch ich habe mich über die ‚Wochendämmerung‘ geärgert. Diese Mischung aus Arroganz und Ahnungslosigkeit ist für mich ein Teil des Problems. Zwei Dinge zur Diskussion: Ja, Gespräche sind wichtig, auch mit PEGIDA-Sympathisanten und besonders mit AfD-Wählern. Aber wenn Kretschmar jetzt mit den Leuten redet gibt er all jenen Recht, die meinen: ‚Die kümmern sich nur um uns wenn wir rechts wählen.‘ und das könnte nach hinten losgehen. Zweitens zum Thema: Wie Demokratien sterben. Da ist mir in der Berliner Zeitung vom Wochenende der Bericht über ein Buch aufgefallen, der mich sehr beeindruckt hat. Ein amerikanischer Soziologe hat im Jahr 1934 in Form einen Preisausschreibens Deutsche aufgefordert zu schreiben, warum die Nationalsozialisten geworden sind. Das ist wegen seiner Authentizität atemberaubend und bestätigt die Vermutung, dass es in erster Linie soziale Gründe sind die dazu führen, dass sich Menschen von der rechtstaatlichen Demokratie abwenden. Dies passiert über längere Zeiträume hinweg ist aber irgendwann unumkehrbar. Daran musste ich beim Hören Deines Podcasts denken. Der Link dazu: https://www.berliner-zeitung.de/politik/originaltexte-aus-1934-deutsche-beschreiben--warum-sie-nazis-wurden-31235180 Ansonsten freue ich mich schon auf die nächsten Folgen mit Dir und interessanten Gästen.

Axel

Zu dem was "schwer zu ertragen" sagt: Natürlich fressen wir Sachsen unseren Frust in uns hinein. Das war jedoch nicht immer so! Nur wurde uns damals in den 90ern von westdeutschen Medien und Politikern doch gerne das Wort "Jammerossis" um die Ohren geknallt, wenn hier was kritisiert wurde. Da wurde gesagt "Ihr habt jetzt D-Mark und Freiheit, was wollt ihr denn noch?" - Das aber durch die Treuhand viele Teile des Ostens geradezu deindustrialisiert wurde, sehr viele Lebensläufe auf einmal nichts mehr Wert waren, das hat dann niemanden mehr interessiert. Hier empfehle ich Petra Köppings Buch "Integriert doch erstmal uns!". Sie ist in den letzten Jahren als sächsische Integrationsministerin auch in die kleinsten sächsischen Kuhkäffern gefahren und hat sich angehört, wie es den Menschen nach der Wende ergangen ist. Das kam aus der Pegida-Bewegung 2014/15 heraus. Da war sie auch unterwegs und hat schnell festgestellt: Der Faschismus ist eigentlich nur vorgeschoben. Wenn man hinter die Fassaden schaut, dann kommen Enttäuschungen zum Vorschein, die seit Jahrzehnten brodeln. Die auch ganz viel mit den Demütigungen und den Verlusten in der Nachwendezeit zu tun haben. Die über Jahrzehnte niemand hören wollte. Das alles hat sie in diesem Buch niedergeschrieben. Übrigens hat sie diese politische Aufarbeitung gegen massiven Widerstand der Sachsen-CDU und ihrer eigenen Partei, der SPD, angestoßen! Und das gehört eben auch zur Wahrheit: Die Parteien hatten nie irgendeine Interesse eine politischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung der DDR und Nachwendezeit.

Axel

Hallo Jenny. Ich habe Deinen Podcast durch die Folge mit Franziska kennengelernt. Jetzt mag ich doch mal ein paar Zeilen schreiben. Auch wenn wir politisch wahrscheinlich meilenweit auseinander sind, möchte ich Dir für Deinen Podcast danken. Ich selber komme aus Chemnitz und wohne auch hier. Bin 34 und klassisch sozialistisch. Und daher auch klassischer Anhänger die Linken. Vom Parteiflügel her eher den realpolitischen, ostdeutschen Flügel rund um Katja Kipping & Co. zugetan, als dem destruktiven fundamentaloppositionellen Flügel rund um Wagenknecht. Ich möchte Dir danken, weil Du endlich mal die ostdeutsche Sichtweise in die Diskussion einbringst. Auch die ganzen Politikpodcasts... Die Leute kommen immer nur aus dem Westen. Und wenn Westdeutsche meinen über Ostdeutschland reden zu müssen, dann wirkt das immer so unangenehm nach Besserwessi. Und das bin ich seit den 90ern einfach sowas von leid! Dass, um es mit den Worten Gregor Gysis auszusprechen, der Westen es immer noch nicht sein lassen kann zu gewinnen. Bis heute höre ich Westdeutsche über Ostdeutschland rummeckern und jammern. Bis heute gibt es übelste Klischees und Vorurteile, als ob wir alle dumm wären. Und was ich ebenfalls leid bin: Diese fürchterliche Leistungsgesellschaft. Dieses Denken, dass sich der Mensch nur über Arbeit definiert. Ich selber bin erwerbsunfähig. Habe diverse psychische Erkrankungen, vieles hat seinen Ursprung in meiner Kindheit (wurde von meinen Eltern geschlagen und missbraucht). Ich kann nichts dafür, dass ich posttraumatische Belastungsstörungen, chronische Angststörungen und Depressionen habe. Und das ich dadurch nicht "leistungsfähig" bin. Es macht mich fertig, dass diese Gesellschaft so dermaßen darauf ausgelegt ist, dass jeder was leisten muss. Das geht ja soweit, dass sich viele Leute sogar diesen ganzen Selbstoptimierungsblödsinn antun. Ene Gesellschaft, in der es geradezu verachtet wird, wenn man sich Zeit nimmt. Wenn man etwas langsamer ist. Dadurch aber auch den Raum hat nachzudenken oder kreativ zu sein. Sowas wird heute nicht mehr als Wert angesehen. Und das macht mich fertig. Und mich macht es fertig, dass seitens der Politik diese Leistungsgesellschaft so gepusht wird. Dabei sollten doch der rasante Anstieg der psychischen Erkrankungen in den letzten 10-15 Jahren zeigen, dass das der falsche Weg ist. Wir leben in einer Gesellschaft, die zwangsläufig krank macht. Und die sogenannten "Eliten" sehen das nicht. Die haben den Kontakt zu uns einfachen Bürgern komplett verloren. Und das macht mich auch wütend. Dennoch würde ich doch nie AfD wählen. Ich bin da knallhart und sage: Deren Wähler sind für mich Nazis. Denn wenn es den Wählern wirklich um soziale Gerechtigkeit gehen würde, warum wählen sie dann nicht die Linke? Weil es denen meiner Ansicht nach nicht darum geht, sondern sie einfach nur faschistische Denkmuster haben.

Schwer zu ertragen

Ich wollte mit meinem Kommentar nicht zum Ausdruck bringen das ich Ossis alle für rechtsradikal halte. Ich war Jahre lang mit einer Ostdeutschen Frau liiert und habe deshalb über Jahre viele Wochenenden und Ferien in Sachsen verbracht. Ich bin dort wirklich immer sehr gerne gewesen! Ich möchte mal einen kurzen Vergleich mit dem Ruhrpott anstellen, auch dort hin hatte ich viele Jahre lang recht intensiven Kontakt. Der Ruhrpott, genau wie Sachsen sind von einem ähnlichen Schlag Mensch geprägt, durch die Arbeiterklasse und beide haben in den letzten Jahrzehnten viel verloren. Nur im Gegensatz zu Sachsen kennen die Ruhrpottler Ausländer aus dem eigenen täglichen Leben und außerdem tragen die ihr Herz eher auf der Zunge und fressen die Dinge nicht so in sich rein. Die Sachsen, so zumindest meine Erfahrung, haben über Jahre hinweg ihre Sorgen eher in sich reingefressen, das schwelte immer so unter der Oberfläche und sobald etwas wie jetzt in Chemnitz passiert bricht es dann aus. Zudem gibt es im Osten nur sehr wenig bis gar keine Gegenrede wenn sich jemand rechter Parolen bedient nicht weil das alle Nazis wären, aber die Angst vor dem Fremden ist dort weiter verbreitet. Gegen den „Döner-Ali“ hat meistens keiner etwas, der ist ja auch nett und freundlich und gut deutsch kann der ja auch, aber die andern - die eigentlich keiner kennt weil es sie in der Gegend gar nicht gibt - die sind ja alle schlimm. Diese Stammtischparolen fassen dort irgendwie viel leichter Fuß. Ja die Politik hat versagt, stimmt sicher, aber ich gebe den Medien fast noch mehr schuld an diesem Versagen. Denn die Aufgabe der Medien wäre es eigentlich dieses Versagen der Politik aufzuzeigen und vielleicht auch mögliche Alternativen vorzuschlagen. Aber, gerade die öffentlich- rechtlichen gehen ja seit Jahren fast jeden Weg den die Politik einschlägt freudig mit und haben aufgehört den Finger in die Wunden zu legen. Die Politiker werden sich aber erst ändern, wenn sie den Druck aus den Medien wieder spüren. Denn, gegen die Medien, das hat die „Bild“- Zeitung ja zu genüge bewiesen, hat noch keine Regierung längerfristig Politik machen können. Ja die „Bild“ ist kein rümliches Beispiel, deren Populismus halte ich in der heutigen Zeit für gefährlich, aber sie zeigen halt das Medien auch Dinge bewegen können.

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