Geistig-moralische Wende. Die Erschöpfung des deutschen Konservativismus

Das Gespräch über die inneren Widersprüche des Konservatismus war gedankenanregend. Hier einige von mir: Es gibt einen gewaltigen Gegensatz zwischen Konservatismus und Neoliberalismus, dennoch gelten Neoliberale in der CDU als konservativ. Dies erodiert den Konservatismus von Innen. Es stellen sich zwei Fragen: Wieso sind Neoliberale keine Konservativen? Und, wieso können Neoliberale sich dennoch als konservativ camouflieren? Sowohl Inhalt wie Strategie des Neoliberalismus sind das glatte Gegenteil des Konservativen. Neoliberale sind Revolutionäre in Businessanzügen. Wo der Konservative vorsichtig und zaghaft Anpassungen vornimmt, so sie denn nicht vermeidbar sind, prescht der Neoliberale mit einer klaren Agenda vor. Eine Agenda, die auf der Utopie der freien Märkte beruht. Die Camouflage nun macht der Businessanzug möglich. Ökonomisch sind Neoliberale Revolutionäre, jedoch ohne wilde Bärte. Kulturell sind sie zumeist eher reaktionär, "kulturkonservativ", wie man das nennt. Den ökonomischen Revolutionär im kulturkonservativen Schafspelz zu erkennen, erfordert jedoch ökonomischen Wissen und kritische Reflektion, also geistige Anstrengung und Distanz. Alles Dinge, die in der parteipolitische Debatte nicht zu stark verbreitet sind. Die Feindschaft des linken Lagers gegenüber dem Neoliberalen wirkt stärker und schweißt die wirklichen Konservativen und die Revolutionäre im Schafspelz zusammen. Opfer ist der Konservatismus, der so von innen erodiert.