Chóśebuz

Shownotes

Ganz nach dem Motto von Stefan Schulz "keine Angst vor Verschwörungstheorien" bringe ich euch hier mal mein Heimatbundesland näher. Welche Probleme es hat und inwieweit das Auswirkungen auf die Situation jetzt drei Jahre nach der Flüchtlingskrise hat.

Empfehlung:

Niederlausitz Aktuell

Seit 22 Jahren in der Lausitz. Gebürtiger Afghane über die Stimmung in Cottbus

https://www.youtube.com/watch?v=cbiJ_xKklPc&t=6s

Kommentare (5)

Michel

Hey Jenny, als ich den Folgen-Titel gelesen habe, war ich schon sehr gespannt auf deine Einschätzung der Lage hier in Cottbus. Soweit hast du auch alles richtig erkannt, außer bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, würde ich dir widersprechen, denn die sind meiner Meinung nach ausreichend und gut. Daher will ich nur ein paar Erfahrungswerte schildern, die vielleicht in einer Rückschau mit einfließen können. Cottbus ist seit mittlerweile 2 1/2 Jahren meine Wahlheimat, vorwiegend wegen des Studiums. Im großen und ganzen habe ich in meiner Anfangszeit hier die Stadt als sehr normal erfahren. Als Fußballfan kannte ich schon die Probleme des Energie Cottbus aber habe mir nie wirklich etwas dabei gedacht, denn während meines Alltags hier ist mir nichts weiter aufgefallen. Dann habe ich jedoch nach einem Nebenjob gesucht und bin dadurch an eine Sicherheitsfirma gelangt, die für den Ordnerdienst im Stadion der Freundschaft zu den Spielen von Energie für alles Sicherheitsrelevante sorgt. Als ich dann meinen ersten Arbeitseinsatz hatte, wurde ich als Aufpasser während des Spiels in einen Energiefanblock abgestellt (ohne jegliche Einweisung oder "Training" wie man mit Problemen umgeht). Den einzigen Hinweis den ich bekam war: "Hier musst du aufpassen, das ist normalerweise der Nazi-Block von Energie". Natürlich war ich davon nicht wirklich begeistert, doch bis auf ein paar wenige Provokationen, ist nicht wirklich was passiert, was auch daran lag, dass viele "rechte Stammgäste" diesmal nicht da waren. Was mir dabei aber zu bedenken gegeben hat, ist wie gut sich der Fußball als Nährboden für rechtes Gedankengut macht. Es war sehr traurig zu beobachten, wie Halbstarke auf Pöbeleien und ähnliches der Älteren reagieren und wiederholen. Leider hat es der Verein verpasst eher und härter dagegen vorzugehen. Jetzt ist es wohl nach Medienberichten um so schwerer da wieder herauszukommen, was ja auch der aktuelle Streit mit dem SV Babelsberg zeigt. Zu dieser ganzen Situation mit Rechtsradikalismus und dem Energie Cottbus kann ich dir auch noch den eine Folge des Rasenfunks auf Youtube empfehlen. Da wird das Thema nochmal ausführlich besprochen. Zurück zu Cottbus: Leider hört das ganze Problem in der Fanszene von Energie nicht auf. Man bekommt schon mit, dass die rechtsextreme Szene hier einen starken fremdenfeindlichen Einfluss ausstrahlt und damit auch die Bürger "ansteckt". Damit will ich nicht sagen, dass jeder hier in Cottbus zur rechten Szene gehört, die Menschen hier aber immer skeptischer werden und sich sehr leicht durch falsche Informationen leiten lassen. Das gelingt unter anderem durch die "Zukunft Heimat" Demonstrationen, die dem Rechtsradikalismus einfach einen bürgerlichen Anstrich verpassen soll, also sozusagen die "AfD der Straße" ist. Vielleicht ist das in anderen Städten auch so, jedoch ist es mir hier besonders aufgefallen. Zur letzten Demonstration waren es wohl sogar mind. 4000 Demonstranten, was mich sehr schockiert hat. Dabei wird die Naziszene in Cottbus auch gern klein geredet und allgemein die Meinung vertreten, dass die Leute ja im Recht wären. Die typische Argumentation halt. Alles in allem kann ich aber dennoch sagen, dass ich mich in Cottbus weiterhin sicher fühle und null Bedenken habe, wenn ich durch Cottbus laufe. Es sollen sich einfach alle mal wieder beruhigen und es müssen Maßnahmen ergriffen werden, die sowohl den gebürtigen Cottbusern als auch den Flüchtlingen helfen. Zu den Medien ist mir noch aufgefallen, dass es mir vorkommt, dass die Angriffe von Deutschen auf Flüchtlinge fast gar nicht mehr thematisiert werden. Sorry, für den langen Kommentar. Vielen Dank für deinen Podcast und bitte weitere viele Informative Folgen!

Nils

Hallo Jenny, toller Podcast. Ich komme aus Weißwasser, etwas südlich von Cottbus bereits in Sachsen. Ich kenne die von dir angesprochenen Probleme aus meiner Heimatstadt auch. Gemeinden werden zusammengelegt, Ärzte gehen in Rente und Schulen halten an Lehreren fest, egal wie alt oder kompetent Sie sind. In Weißwasser im speziellen ist das Thema noch mal negativer, da der Abstand zur Autobahn gute 50 km (Bautzen) beträgt. Um das Bild zu vermitteln zittiere ich, was in Wikipedia zu meiner Stadt steht: https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fwasser/Oberlausitz "Innerhalb eines Zeitraums von 40 Jahren (1970–2010) stieg die Einwohnerzahl von 19.000 auf über 38.000 und fiel wieder auf 19.000 ab, seither ging die Zahl weiter zurück. Mit rund 16.850 Einwohnern (Stand: Ende 2015) ist Weißwasser nunmehr eine Kleinstadt." Von 40.000 auf unter 17.000 Einwohner in 25 Jahren. Die Stadt sieht entsprechend aus. In diesem fall bin ich mir nicht mal sicher, dass mehr Sozialarbeiter, Polizei oder Lehrer einen Unterschied machen. Die Lebensqualität für einen ungebunden 18 Jährigen ist einfach zu gering. Ich selbst wohne mittlerweile seit 8 Jahren im Umkreis von Stuttgart. Selbst wenn ich zurückkehren würde ziehe ich Dresden oder Berlin in Betracht. Cottbus oder Weißwasser sind nicht mal in meinem Kopf eine Option.

Konrad

Ich bin noch nicht komplett durch mit der Folge (8 min fehlen noch), aber weil ich gerade Zeit habe, will ich jetzt schon kommentieren. Erstmal danke für die Sendung und die "Übersicht" zum Land. Ich bin selbst Brandenburger, habe sowohl i.d. Nähe von Cottbus gelebt als auch in der Prignitz, kenne also sehr verschiedene Ecken. Jetzt bin ich - leider typisch - zum Studieren in Berlin. Ohne zu sehr auf die Flüchtlingsproblematik in CB einzugehen (der Sprung von ca. 2% auf 8% Ausländeranteil innerhalb von drei Jahren ist schon krass), möchte ich noch einmal einen Kommentar zu den Ursachen der strukturellen Probleme des Landes abgeben: Du erwähnst insb. Reformen der (frühen) 2000er. Meiner Meinung nach liegen die Wurzeln der Probleme aber deutlich früher, nämlich in der Nachwendezeit. Beispiel Wittenberge: In der DDR ein recht wichtiger Wirtschaftsstandort mit 1990 knapp 30.000 Einwohnern, verlor die Stadt innerhalb von zwei Jahren drei der vier größten Betriebe/Werke und die Bevölkerung sank seither drastisch auf inzwischen 17.000. Die Prignitz ist insgesamt völliges "Niemandsland" auf dem Weg zwischen Berlin und Hamburg. (Und weil sie in der DDR zum Bezirk Schwerin gehörte, ist auch nach wie vor bei vielen die Orientierung nach Potsdam deutlich geringer als nach Mecklenburg.) Allgemein gesprochen: Die seit nunmehr 25 Jahren fehlende Industrie hat das ganze Land massiv betroffen und bisher hat es niemand geschafft, dieses Defizit substanziell auszugleichen. Die Probleme wegfallender "Dorfstruktur" (Kneipe, Bank, Konsum, etc.) und der Kreisreformen (fehlender Verwaltung) bestärken dann das Gefühl, dass diese Gebiete letztlich irrelevant und "egal" sind.

Steffen

Hi Jenny, da Du es wissen willst :-) . Ich komme und lebe in Sachsen genauer gesagt in Dresden, rein Subjektiv kann ich deine Analyse zum Allgemeinzustand auch auf Sachsen beziehen. Soweit mir bekannt wird das Thema Polizei hier ähnlich gehandhabt, genauso wie das Lehrer/Beamten Thema - eigentlich 1:1. Genauso wie bei euch in Brandenburg wurden auch in Sachsen lange Zeit kaum bis keine jungen Lehrer eingestellt, alle die auf Lehramt studierten hatten fast keine Perspektive in Sachsen und sind demzufolge abgewandert oder haben umorientiert. Auch hier wird die Lücke noch größer werden als sie es ohnehin schon ist. Der Personalmangel wird mit Pensionären und Quereinsteigern versucht zu decken. Ach und um es für Quereinsteiger attraktiv zu machen, solls da wohl besserer Gehälter geben !!1!! Was kann da schon schiefgehen. Zum Abschluß noch ein Zitat meines Vaters:" Solange Bildungspolitik im Finanzministerium gemacht wird, wird sich nicht viel ändern" Justmy2cent Steffen

Daniel

Danke für den Podcast! Weiter so! Inhaltlich einwandfrei. Bin dank Stefan auf Dich gestoßen. Als erstes habe ich mir (eben) Ausgabe zwei angehört und wundere mich, wie viele Leute in unserem Alter doch egtl. eine solide, im Gunde sozialdemokratische Meinung vertreten und wie wenig sich das in der Politik der SPD-Führung widerspiegelt. Wir leben in interessanten Zeiten. Ein technischer Verbesserungsvorschlag: Ich höre das mit dem Kopfhörer und habe durchgehend unangenehme Klänge im Hintergrund. Meine Empfehlung: Es klingt nach Tischmikrophon. Falls Du keine Spinne besitzt (das Mikrophon an Bändern hängt), dann nimm das Mikrophon in die Hand oder stelle es auf eine sehr weiche Oberfläche (kleines Kissen oder ein gefaltetes Frotteetuch), um das Mikrophon vom Tisch akustisch zu entkoppeln. (Wenn Du es besonders weit treiben willst kannst Du Dir auch einen einfachen Micscreen aus einem aufgestellten Sofakissen basteln, um den Raumhall deutlich zu verringern. Am besten auch die Mikrophonoptimierungen im Betriebssystem abschalten und in hohen Qualitätseinstellungen aufzeichnen, um diese krisselnden Kompressionsartefakte zu vermeiden.

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